Meru *01.10.2010 †12.08.2019
Lina Oberließen (Tiertrainerin)
Lieber Meru,
wir sind alle schockiert und traurig, uns so plötzlich von dir verabschieden zu müssen. Dein Tod kam für uns alle unerwartet. Noch einen Tag zuvor hattest du wie immer hoch motiviert am Touchscreen gearbeitet und am nächsten Morgen warst du nicht mehr bei uns.
Mit deinen knapp 9 Jahren warst du ein richtiger Routinier und hast sämtliche Tests und Aufgaben eifrig und in Spitzengeschwindigkeit absolviert. Diese vorbildliche Arbeitsmoral hat dir auch zu deinem Spitznamen „der Schäferhund“ verholfen. Gerade für neue Trainer warst du der perfekte Partner, um die verschiedenen Kommandos und die dazugehörigen Bewegungen richtig zu üben. Du hast jede Ungeschicklichkeit verziehen und uns jeden Wunsch von den Lippen abgelesen.
Bei uns Zweibeinern warst du aber nicht nur aufgrund von guten wissenschaftlichen Leistungen sehr beliebt. Auch deine freundliche, souveräne und kooperative Art hat es sehr leicht gemacht, dich sofort ins Herz zu schließen. Bei Rudelbesuchen warst du ein richtiger großer Kuschelbär und hast immer gewissenhaft deinen Speichel in verzückten Menschengesichtern verteilt. Dabei warst du sehr fair, niemand blieb verschont. Um das zu gewährleisten, hast du zwischendurch regelmäßig bei der Tränke vorbeigeschaut. So war dann immer ausreichend Flüssigkeit im Hundemaul vorhanden. Auch morgens beim Füttern und Gehege kontrollieren, konntest du deine Euphorie schwerlich verbergen. Umso trauriger sind wir nun, dass du nicht mehr aufgeregt am Zaun entlang tapst, um Mensch und Frühstück freudig in Empfang zu nehmen.
Da du etwas anfällig für Ohrenentzündungen warst, haben wir deine Ohren zur Prophylaxe einmal wöchentlich gereinigt. Das war bei uns Trainern zugegebenermaßen weniger beliebt, da deine Kooperationsbereitschaft hier mäßig war. Du konntest deinen Kopf so geschickt unter dem Reiniger hinwegwinden, dass jeder Entfesselungskünstler vor Neid erblasst wäre. Am Ende hat es dann mithilfe von leckerer Extrawurst aber doch immer geklappt. Wegen deiner Ohren warst du auch einmal mit Christina und mir an der VetMed. Ich war tief beeindruckt wie unglaublich entspannt du dort alles gemeistert hast. Nicht einmal kleine kläffende Hunde konnten dich aus dem Konzept bringen.
Schon seit einigen Jahren hast du mit Imara und Hiari zusammen in einem Rudel gelebt. Wie als gewissenhafter Ziehvater nicht anders zu erwarten, warst du der souveräne Rudelchef des harmonischen Trios. Der Haussegen hing nur dann schief, wenn die entzückende Imara in den Stehtagen war. Da musste die Herzensdame dann mal für ein paar Tage ausziehen, um den maskulinen Frieden zwischen dir und Hiari zu wahren. Aber das kommt schließlich in den besten Familien vor.
Mit deinem Namen, Meru, habe ich eine ganz besondere Verbindung. Da „Meru“ im Buddhismus der Name des Weltenberges ist, der im Zentrum des Universums steht, musste ich während meiner Meditation häufiger an dich denken als an jedes andere Tier.
Ich glaube wir werden alle noch oft und gerne an dein liebes, freundliches Wesen zurückdenken. Du wirst immer ein wichtiger Teil des Wolfsforschungszentrums bleiben. Gute Reise kleiner großer Meru und alles Glück der Welt!