Lass uns auf einen Spaziergang gehen
Raphaela Enenkel (Praktikantin)
12.09.2019
An einem herrlichen Sommermorgen, an dem das Wetter gnädig war und die Hitze nicht so stark war wie am Anfang der Woche, wurde ich von einer der Trainerinnen gefragt ob ich sie auf einem Trainings-Spaziergang mit Yukon begleiten möchte. Yukon ist eine schöne, hellfärbige Wölfin und die Trainerin wollte ihre Beziehung zu Yukon verstärken sowie weiter ausbauen. Ich sollte die beiden wie einen Besucher begleiten, damit sie dann mit tatsächlichen Gästen besser spazieren gehen können. Ich war natürlich erfreut, gefragt zu werden, ob ich mit auf den Spaziergang möchte und sagte glücklich: „Na klar, jeder Zeit“.
Besucher haben die Möglichkeit Spaziergänge mit Wölfen zu buchen, wo einer der Trainer den Wolf an einer 10 Meter Leine hat. Es ist essenziell, dass die Besucher sich an bestimmte Richtlinien halten, damit der Wolf sich in diesen Situationen auch wohl fühlen kann. Der Wolf ist nicht, wie in vielen Mythen beschrieben, eine furchtlose Bestie, sondern ist tatsächlich ein Angsthase. Selbst ein einfacher Mülleimer, der an einem der Wege aufgestellt wurde, hat einem der Wölfe sehr große Angst eingejagt, einfach weil dort vorher nie ein Mülleimer gewesen war. Das könnte ja Gefahr bedeuten. Deshalb sollten Besucher niemals direkt auf einen Wolf zu gehen, weil dann wird der Wolf Angst vor der Person haben und diese meiden so gut er kann. Einer der Wege Kontakt zwischen einer fremden Person und einem Wolf aufzubauen ist durch das „touch“ Signal, welches die Wölfe des Wolf Science Centers (WSC) gelernt haben. Um dies zu bewältigen streckt der Besucher seinen Arm mit einer Faust aus. Der Trainer zeigt dann dem Wolf durch ein Sichtsignal, dass dieser die Faust mit der Nase berühren soll. Natürlich wird der Wolf belohnt und die Situation ist gleich viel entspannter für das Tier. Wenn ein Wolf einmal etwas mit der Nase berührt hat ist das gleich viel weniger unheimlich, da die Berührung stattgefunden hat und nichts passiert ist. Natürlich ist dies nur möglich für den Wolf durch das immense Vertrauen, dass er in seinen Trainer hat, und darum ist es so essenziell, dass die Beziehung zwischen Trainer und Wolf so stark ist.
Als Studentin am WSC hatte ich schon die Möglichkeit Spaziergänge mit je einem Wolf zu begleiten, aber sonst war es meine Aufgabe für die Besucher da zu sein um, zum Beispiel, Fragen zu beantworten, sollte der Trainer sich auf den Wolf konzentrieren müssen. Diesmal durfte ich allerdings den Spaziergang durch die Sicht eines Besuchers sehen. Es ist immer etwas Besonderes mit einem Wolf an den schönen Wegen spazieren zu gehen sowie zu sehen wie er sich verhält oder wie aufgeregt er ist, neue Gerüche zu erschnuppern beziehungsweise die Wege erneut zu erkunden. Diesmal durfte ich die Faust austrecken, um ein Touch von der wunderbaren Yukon zu bekommen. Sie war sogar so geduldig mir auch noch eine Pfote zu geben (Wolfspfoten können ganz schön schwer sein!). Es war auch ein wunderschöner Moment als sie einfach eine Weile neben mir stand. Es ist immer erstaunlich zu sehen, wie willig die Tiere sind mit ihren Trainern zu arbeiten und die Bindung zwischen ihnen ist unglaublich. Ich bin so dankbar dafür, dass ich die Möglichkeit habe, hier mein Praktikum zu machen und dabei meinem Lieblingstier, dem Wolf, so nahe sein kann.