Der Wolf im Schafspelz
Karla Graßmann (Praktikantin)
25.07.23
Als Praktikant am WSC hat man die Ehre ab und zu Besucher zusammen mit den Trainern auf die Wolfsspaziergänge zu begleiten. Für die Wölfe ist es spannend die Umgebung des Wildparks zu erkunden, vor allem weil dabei viel markiert werden kann. Meistens verteilen die Wölfe ihren Urin oder Kot durch das sogenannte „Scharren“. Da die Wölfe an den Pfoten Schweißdrüsen besitzen, kann der Eigengeruch so weiterverteilt und das Territorium markiert werden.
Die Wölfe werden vor jedem Spaziergang gefragt, ob sie überhaupt mitgehen wollen. Das erste „Ja“ lässt sich daran feststellen, dass der Wolf freiwillig aus dem Gehege in die Schleuse kommt. Die zweite Zusage des Wolfs erkennt man daran, dass er freiwillig durch das vom Trainer ihm präsentierten Halsband schlüpft.
Amarok ist ein treuer Wegbegleiter, denn er ist meistens motiviert auf die Spaziergänge mitzugehen. Heute kamen wir an einem im Wald gelegenen Schafsfell vorbei. Vermutlich wurde das Fell von einem Bauern hier entsorgt. Amarok schien stark an dem Fell interessiert zu sein. Denn er wälzte sich bestimmt drei Minuten in dem Fell und spielte damit. Vielleicht wollte er seinen Kameraden Kenai mit dem Schafs-Parfüm neidisch machen? Denn Wölfe wälzen sich oft in verschiedenen Dingen, um ihren Rudelgenossen mitzuteilen, dass sie etwas besonders Leckeres gefunden haben. Oder er wollte seinen Eigengeruch überdecken und sich als Wolf im Schafspelz verkleiden. Das glaube ich eher weniger, denn diese Redewendung wird ja für jemanden gebraucht, der schadenbringende Absichten durch ein harmloses Auftreten zu tarnen versucht. Und schließlich wissen wir alle, dass Wölfe keine schadenbringenden Absichten haben, sondern eigentlich nur ihren Instinkten nachgehen.
Schön zu sehen war außerdem, dass er so viel Vertrauen in uns Menschen hat, dass er sich auf dem Rücken wälzte und sich durch seinen somit offenen Bauch von einer sehr verletzlichen Seite zeigte.